Test des ZWO Seestar S50 Smart-Telescope

Von | Oktober 18, 2024

Nachdem ich bereits die iEXO – 100 PMC Eight für die Astro-Fotografie testen konnte, kommt nun der Test des Seestar S50 Teleskops (Astroshop / Amazon) dazu.

Auf dieses kleine ‚Smart-Telescope‘ bin ich durch Zufall aufmerksam geworden.
Da ich mich bereits länger nicht mehr so intensiv mit der Astrofotografie befasst hatte, sind solche Entwicklungen tatsächlich an mir vorbei gegangen…

Warum ein Smartes Teleskop?

Eigentlich ist es ja gerade die Arbeit mit der Technik, welche mich an der Fotografie- und auch an der Astro-Fotografie reizt.
Ein Smart-Telescope, wie das Seestar S50 ist also ‚eigentlich‘ das genaue Gegenteil von dem, was mich an der ganzen Thematik fasziniert.
Dennoch waren fehlschläge in vergangenen ‚Sessions‘ ein wesentlicher Grund, warum ich nachts nicht mehr zum Fotografieren raus gefahren bin.

Nachdem ich mit der Astro-Fotografie während Corona-Bedingter Kurzarbeit begonnen hatte, nahm die Verfügbare Freizeit nach wegfall dieser Maßnahmen schlagartig ab – und wenn ich mal raus gegangen bin, so war dann immer irgend etwas, das die Aufnahmen hat Unbrauchbar lassen werden (Fehlende Routine allen voran)

Mit dem Seestar erhoffe ich mir jetzt primär, ein Gerät zu bekommen, welches ich einfach Aufstellen – und arbeiten lassen kann – während ich mich Zeitgleich mit meinem anderen Equiptment wieder vertrauter mache.

Dadurch sollte ich zumindest in der Regel immer mit brauchbarem Rohmaterial heim kommen, und der Ausschuss schmerzt nicht ganz so sehr 😉

Kurze Einführung – Das Teleskop

Wie schon erwähnt, handelt es sich bei dem Seestar S50 um ein so genanntes Smart-Telescope.
Der Hauptfokus liegt hier auf einer möglichst einfachen Bedienung, welche auch einem Einsteiger oder Amateur erlaubt, ohne umfangreiche Kenntnisse in Bildbearbeitung (gerade im Bereich der Astrofotografie), brauchbare Resultate zu erziehlen.

Das Teleskop wird aufgestellt, kurz gelevelt, und mit dem Smartphone verbunden.
Im Anschluss muss man nur noch das Objekt der Begierde über die App auswählen – und das war es dann auch schon.

Damit eignet sich das Seestar S50 vermutlich hervorragend zum Einstieg in dieses Hobby – Oder, wenn man Kindern die Astronomie etwas näher bringen möchte, ohne sie mit der Technik gleich zu überfordern.

Mittlerweile gehört das Teleskop wohl zu einem bestseller, sowohl bei Amateuren, wie aber auch bei Leuten, welche Equipment im Wert eines Kleinwagens zur Verfügung haben – einfach, weil es ohne großen Aufwand nebenher mitlaufen kann.

Technische Daten

Das Seestar S50 hat eine 50mm Öffnung und eine Brennweite von 250mm und kommt somit auf ein Öffnungsverhältnis von f/5.

Das ist zwar nicht sonderlich Lichtstark, aber ausreichend um vor allem bei sehr Hellen Objekten wie dem Orionnebel, der Andromedar-Galaxie und anderen schon mit sehr wenig Belichtungszeit überraschend gute Ergebnisse zu erhalten.

Als Sensor kommt ein 2,1 Megapixel IMX462 von Sony zum Einsatz.
Die Bilder haben damit zwar ’nur‘ eine Auflösung von 1920×1080 Pixel, dies ist aber für eine Online-Galier, Facebook – oder der Ansicht auf dem Smartphone völlig ausreichend.

Ein weiterer Faktor der Sensorgröße ist, dass die Objekte trotz der Brennweite von ’nur‘ 250mm enstsprechend groß und Formatfüllend abgebildet werden.

Darüber hinaus hat das Teleskop eine Heizung integriert, welche vor einem Beschlagen der Optik schützt, sowie einen Dual-Schmalbandfilter für OIII (30nm) und H-Alpha (20nm) welche vorwiegend gegen Lichtverschmutzung helfen und bei Planetarischen Nebeln (z.B. Orion) interessant sein könnten.

Während sich dieser Filter über die App hinzuschalten lässt, ist ein weiterer UV/IR Sperrfilter im Gerät fest verbaut.
Hier bin ich etwas skeptisch, denn gerade dieser IR Sperrfilter wird z.B. bei Spiegelreflex-Kameras ausgebaut, wenn diese für den Astro-Betrieb umgerüstet werden.

Für die Nachbearbeitung nutzt das Teleskop dann noch einen weiteren, sogenanten „Dark“ Filter.
Dark-Frames, also Dunkelbilder werden in der Astrofotografie erstellt, um später das Bildrauschen heraus zu rechnen.

Ein 6000 mAh Akku soll zumindest lt. Hersteller für bis zu 6 Stunden laufzeit dienen – bei Bedarf empfiehlt sich hier sicherlich, das Setup über eine Powerbank – oder einen Mobilen Akku zu ergänzen.

Ausstattung

Zur Grundausstattung des Teleskops gehört ein kleines Carbonstativ, ein Sonnenfilter (!), und ein USB-C Ladekabel, über welches das Gerät geladen, oder mit dem Computer verbunden werden kann.

Das Stativ ist aufgrund der Größe ziemlich stabil, lässt sich aber nicht weit ausfahren.
Da das Teleskop aber ein 3/8″ Gewinde zur Montage nutzt, kann es auch ohne weiteres auf andere Stative montiert werden, wenn dies notwendig sein sollte.

Ein weiteres Zubehör, welches ich nach den ersten Tests empfehlen kann, wäre der NEEWER Stativkopf mit Nivelliersockel – womit die bereits recht einfache Nivellierung des Teleskops noch einfacher und schneller von statten gehen sollte.

Smarte Features

Die App, welche für das Seestar bereitgestellt wird, kommt bereits mit allen wichtigen Funktionen daher.

Die App gibt es sowohl im Google-Store, als auch im Apple-Store zum Download:

‎Seestar
‎Seestar
Entwickler: SuZhou ZWO Co., Ltd
Preis: Kostenlos

Seestar
Seestar
Entwickler: Suzhou ZWO Co., Ltd.
Preis: Kostenlos

Störende Elemente, wie Flugzeuge, Satteliten – oder aber auch durchziehende Wolken werden von der Software bei der Erstellung der Bilder automatisch verworfen – zudem können die Rohdaten über USB vom Teleskop abgezogen und manuell mittels Software wie AutoStakkert, PixInsight oder Siril weiter Bearbeitet werden – was der Qualität sicherlich zu gute kommen dürfte.

Zudem, gerade für Einsteiger ggf. ganz Interessant, lassen sich die aufgenommenen Objekte direkt im Foto mit einem Namen versehen – so weiß man immer, was man da eigentlich Fotografiert hat 😉

Durch die einstellbaren Belichtungszeiten von z.B. 10 Sekunden benötigt das Teleskop keine Automatische Nachführung – was, bei einer nicht korrekten Ausrichtung von anderen Montierungen – und längeren Belichtungszeiten zu unschönen Ergebnissen führen wird.
Das zu fotografierende Objekt wird nach jeder Belichtung automatisch wieder in die Bildmitte geführt, bevor eine weitere Aufnahme gestartet wird.

Zubehör

Neben dem bereits erwähnten Sonnenfilter oder dem Stativ wird das Teleskop in einem kleinen Koffer geliefert, welcher aus einer Art Styropor ist – aber dennoch sehr robust.

Dieser Koffer schützt das Teleskop nicht nur beim Transport, sondern auch vor Temperaturschwankungen – und damit dem Beschlagen der Optik.

Weiteres Zubehör gibt es inzwischen zuhauf auf dem After-Sales Markt, meistens handelt es sich hierbei aber um 3D-Gedruckte Teile.
Diese lassen sich, entsprechende Hardware vorausgesetzt, aber auch selber Herstellen – die Notwendigen 3D Modelle gibt es zuhauf auf den gängigen Websites wie Thingiverse oder Prusa.

In meinen Augen ist darüber hinaus eben noch der bereits erwähnte Nivellier-Stativkopf durchaus interessant.

Fazit

Wetterbedingt konnte ich das Teleskop bislang leider nur ein paar wenige Minuten an Sonne, Mond Jupiter testen – sowie ein paar SEHR kurzen Aufnahmen der Plejaden – welche hier aber noch keine rolle spielen sollen, da die Aufnahmedauer VIEL zu kurz war.

Bei allen Objekten unseres Sonnensystems empfielt es sich, Videos zu erstellen und diese dann später über Software wie z.B. AutoStakkert zu einem Bild zu verarbeiten, denn das Flimmern unserer Atmosphäre verhindern zumeist wirklich scharfe einzelfotos.

Mond - gestackte Aufnahme aus Video via AutoStakkert
Mond – gestackte Aufnahme aus Video via AutoStakkert

Aufgrund der geringen Brennweite sind Aufnahmen von Planeten definitiv keine Stärke des Teleskops – korrigiert man jedoch die Belichtung nach unten, so lassen sich bei Jupiter aber zumindest auf dem Smartphone die Wolkenbänder erkennen – und bei Saturn die Ringe.

Video von Jupiter direkt aus dem Teleskop

Die Sonne lässt sich dagegen, mit dem beigelegten Sonnenfilter sehr schön aufnehmen – und aktuell kann man auch sehr schön die Sonnenflecken beobachten.

Allerdings – Um Beschädigungen am Gerät zu vermeiden, sollte der Filter DRINGEND Installiert werden, BEVOR die Optik auch nur in die Nähe der Sonne ausgerichtet wird.

Sonne durch das Seestar S50 (crop)
Sonne durch das S50 (crop)
Zoom auf die Sonne
Zoom (2-fach)

Das Seestar S50 ist, durch den vergleichsweise günstigen Preis sowie das geringe Gewicht in meinen Augen eine gute Option.
Es ermöglicht einen recht günstigen Einstieg – oder ist eben eine einfache Ergänzung zu bereits vorhandenem Equipment, welches zudem extrem Mobil ist.
Damit eignet es sich auch hervorragend zur Mitnahme in den Urlaub – wenn man mit dem Gepäck sowieso limitierter ist.

Man sollte allerdings keine Wunder von dem kleinen Teil erwarten – obgleich es mit Sicherheit für die ein oder andere Überraschung sorgen dürfte 😉

Alternativen

Qualitativ Hochwertigere Optionen könnte hier ggf. das AP 50/250 Vespera II von Vaonis sein, welches allerdings auch fast das doppelte des Seestar S50 kostet.
Die Technischen Daten mit Blick auf Öffnung und Brennweite sind jedoch identisch.

Für den Fortschrittlicheren, oder gehobeneren Anspruch käme dann als weiteres Smart-Teleskop noch das Celestron Smart Telescope S152/335 Origin in Frage.
Mit einer Brennweite von 335mm und einer Öffnung von 152mm ist dieses um ein vielfaches Lichtstärker (f/2,2) und löst ebenfalls wesentlich feiner auf.

Das ganze hat dann natürlich aber auch seinen Preis – und mit knapp 5000 € zählt dieses Teleskop eben nicht mehr zu den Einsteiger-Geräten.

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